Junge Mutter erleidet Trauma bei Geburt mit Mundschutz
Wegen des Coronavirus soll bei Geburten aktuell Mundschutz getragen werden. Eine junge Mutter aus Bayern erlitt dabei nun ein schweres Trauma.
- Wegen des Coronavirus herrscht derzeit auch bei Geburten Mundschutzpflicht.
- Eine junge Mutter erlitt deshalb nun ein schweres Trauma.
- Sie bekam während der Geburt Erstickungsängste.
– Welche Auswirkungen die Coronakrise auf Schwangere und ihre Familien hat, ist noch nicht erforscht. Eins steht aber schon fest: Die Unsicherheit nimmt zu. Das erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schwangerschaftsberatungsstelle Donum Vitae in Haar. Hier suchen Frauen und Männer aus den Landkreisen München, Freising, Ebersberg und Erding Hilfe.
Wie wird die Geburt unter verschärften Hygienevorschriften ablaufen? Darf der Partner bei der Entbindung dabeisein? Dürfen die Großeltern Mutter und Kind auf der Wöchnerinnenstation besuchen? Vieles wird von Klinik zu Klinik unterschiedlich geregelt – und noch dazu ändern sich die Vorgaben wöchentlich.
Coronavirus und Geburten: Bestehende Probleme verschärfen sich
Trotz Corona sind die Beraterinnen von Donum Vitae und Leiter Albert Fierlbeck für die Hilfesuchenden da. „In der Krise verschärfen sich bestehende Probleme, wie Wohnungssuche oder Arbeitslosigkeit“, sagt Fierlbeck. Dennoch „Ja“ zu einem Kind zu sagen, sei in der heutigen Zeit sehr mutig. Hilfesuchende dürfen zwar nur in Notfällen in die Beratungsstelle am Bahnhofsplatz 4a in Haar kommen. Doch das Team will sie weiterhin unterstützen und setzt immer öfter digitale Medien ein.
Mundschutz bei Geburt: Atemnot und Erstickungsangst
„Schwanger sein, ist zur Zeit kein Spaß“, sagt Claudia Nasahl in einer Videokonferenz, in der das sechsköpfige Team der Presse den Jahresbericht präsentiert. Wie dramatisch eine Geburt in Corona-Zeiten ablaufen kann, berichtet die stellvertretende Leiterin an einem Fallbeispiel. Ein Gynäkologe hatte sie gebeten, einer jungen Mutter zu helfen, die unter Depressionen und Panikattacken leidet. Nasahl versuchte vergeblich, die junge Frau Anfang 20 zu erreichen, die sich mit ihrem Baby ganz zurückzog. „Irgendwann glückte es doch“, erzählte sie. „Ihre Familie hatte sich eigentlich auf das Kind gefreut.“
Trauma bei der Geburt mit Mundschutz
Doch bei der Geburt mit Mundschutz erlitt die Mutter ein Trauma. Unter starken Wehen bekam sie mit der Maske Atemnot und Erstickungsangst. „Der Mundschutz wurde zwischendurch abgenommen. Als sie schrie, aber dann wieder aufgesetzt wegen der Tröpfchen.“ Die Geburt kam zum Stillstand, das Kind wurde mit der Saugglocke geholt. „Nach dieser Erfahrung konnte die Klientin nicht stillen und will nie wieder ein Kind bekommen“, erzählt Nasahl. „Diese Erfahrung ist ein Einzelfall, doch es wird deutlich, dass sich durch die Coronakrise Beziehungen und Bindungen verändern.“ Bedrohung, Angst und Zwang könnten lebenslange Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Bindung haben, sagt die Traumatherapeutin.
Geburt während Corona-Zeiten: Unterschiedliche Regelungen verunsichern
Zur Unsicherheit tragen auch unterschiedliche Regelungen bei. Zwar hätten alle Geburtskliniken schnell auf die Corona-Pandemie reagiert und Informationen auf ihre Webseiten gestellt. Meist dürfen die Väter – mit Mundschutz – bei der Entbindung anwesend sein, aber manchmal erst, ab dem Zeitpunkt, wenn die Wehen regelmäßig und kräftig kommen. Sobald ein Vater Symptome wie Husten oder Schnupfen zeigt, gibt es Probleme. „Im Zweifel entscheiden die Ärzte und Hebammen. Garantien für den Ablauf, gibt es nicht“, sagt Claudia Nasahl.
Geburten während Corona-Pandemie: Mütter fühlen sich allein gelassen
In einigen Kliniken dürfen die Väter auf der Wöchnerinnenstation Mutter und Kind besuchen, in anderen sind sie nicht erlaubt, ebenso wie Geschwister und anderer Besuch. Auch zu den Voruntersuchungen bei den Frauenärzten dürfen die Schwangeren derzeit keine Begleitperson mitbringen. Nach der Geburt fühlen sich viele Mütter in Zeiten von Corona alleine gelassen: 40 Prozent der Hebammen würden Videokonferenzen den Hausbesuchen vorziehen. „Aber ein Nabel oder ein Damm lassen sich nicht über einen Bildschirm beurteilen“, so Nasahl.
Behandlungszahl in Kinderwunschzentren sinkt stark
In den Kinderwunschzentren sei die Zahl der Behandlungen auf 40 Prozent herunterfahren, berichtet das Team. Das Warten auf einen späteren Termin sei besonders für die älteren Paare ein Problem, die sehnlichst auf eine künstliche Befruchtung warten und ohnehin besorgt seien, dass ihnen die Zeit für ein Kind davonlaufe. Eine Patientin, der Claudia Nasahl aufgrund der Hygienevorschriften den Beratungstermin vor Ort absagen wollte, habe ins Telefon geschrien: „Ich will nicht immer allein bleiben mit meinen Ängsten, bitte lassen Sie mich kommen.“
Wegen Coronavirus: Sozialer Kontakt bei Beratung fehlt
Trotz der digitalen Möglichkeiten würde der soziale Kontakt bei der Beratung sehr fehlen, betont Nasahl. „Wir sind Menschen, wir brauchen den sozialen Kontakt, er ist unerlässlich und findet in der Beratungsstelle statt. – Das ist ja gerade eine unserer Stärken.“
Belastend für frisch gebackene Eltern ist auch, dass Begegnungen mit anderen Müttern und Vätern fehlt. Rückbildungsgymnastik, Stillgruppe, Babyschwimmen, Spielgruppe – das alles entfällt wegen Corona. „Es fehlt der persönliche Kontakt und Austausch“, sagt Beraterin Stephanie Klein. Gerade beim ersten Kind hätten frisch gebackene Eltern viele Fragen, die diskutiert werden müssten.